Aldo van Eyck
1918-1999, Amsterdam NL, Architekt
Die Wurzeln von van Eycks poetischem Weltbild sollen in der King Alfred School in Hampstead Heath, einer 1898 gegründeten, anfänglich von der Lehre Pestalozzis geprägten und um 1920 unter dem Eindruck der Dalton-Schule und von Helen Parkhurst reorganisierten Pflanzstätte antiautoritärer Erziehung, zu suchen sein. Hier ging Aldo, dessen Vater (der Dichter P. N. van Eyck, Korrespondent des „NRC – Nieuwe Rotterdamse Courant“) 1919 nach London ausgewandert war, als Junge zur Schule. (von Moos, 1998)
In Zürich, wo van Eyck während dem Krieg an der ETH studierte, kam er in Berührung mit den Ideen der Avantgarde. Carola Giedion-Welcker (1885-1975) machte ihn mit Arp, Lohse, Tzara, Ernst, Brancusi und weiteren Künstlern der Avantgarde bekannt. Darin erkannte er die kulturelle Basis des 20. Jhts. Die Pioniere der modernen Architektur, Le Corbusier und Rietveld kritisierte er, weil sie Standardisierung, industrielle Fertigung und Funktionalismus zu stark in den Vordergrund stellten. Van Eyck wollte die Architektur wieder stärker mit den Ideen der Avantgarde verknüpfen. Wichtigstes Prinzip ist die Relativität:
„ It meant the opening up of a reality in which the coherence of things lies no longer in their subordinaton to a central principle, but in their relations to one antoher; a reality that is not dominated by fixed center, but in which all standpoints are of equal value. […] the (reciprocal) relations are in fact just as important as the things themselves.“ (p. 67).
Am Anfang seiner Karriere, nach der Rückkehr nach Amsterdam, erhielt van Eyck ein ideales Feld für nicht-hierarchische Komposition: Spielplätze.
Kompositorisch ging van Eyck so vor indem er einen ersten „focal point“ schuf, meistens den Sandkasten. Die anderen Elemente – Betonblöcke, Kletterbögen, Balancierstangen – plazierte er auf Achsen, nicht um eine Hierarchie sondern ein dynamisches Gleichgewicht zu erzeugen. 1947 entstand der erste Spielplatz: Bertelmanplein. Dies war der Anfang für „ a constant experimenting with elementary forms and relations, an experimental inquiry in the possibilites for creating a relation between very different things in a non-hierarchical way“ (p. 80) (Strauven, 2002)
Aldo van Eyck was 28 when he joined the Department of City Development at Amsterdam Public Works in 1947. At the time, there were just a few private playgrounds (playgardens) in Amsterdam run by trusts and children had to be members to play there. Residential areas offered hardly any play facilities for children. It was Jakoba Mulder, head of the design group where Aldo van Eyck worked, who came up with the idea of providing a small public playground in every neighbourhood of Amsterdam. The first playground for Bertelmanplein was an experiment. Van Eyck designed a sandpit bordered by a wide rim. In it he placed four round stones and a structure of tumbling bars. The pit was placed in the north corner of the square, diagonally across from three tumbling bars. Bordering the square were trees and five benches. The playground was a success. (archined.nl)
Spielplätze als gesellschaftliche Kristallisationspunkte inmitten der Stadt : Die Strategie des holländischen Architekten Aldo van Eyck.
Aldo von Eyck entwarf als Angestellter des Stadtplanungsamtes Amsterdam, später als freelancer, über 700 Spielplätze im kriegsversehrten Amsterdam. Dabei leitete ihn die Auffassung, dass Kinder integrierte Mitglieder der Gesellschaft sind und dass ihre Bedürfnisse eine Bereicherung für die Stadtgestaltung sind. Seine Spielplätze wurden zu Magneten des öffentlichen Lebens wo sich jung und alt vernetzte.
Visuelles und programmatisches Herz der Gestaltung Van Eycks ist der Sandplatz mit Springsteinen aus Beton, erweitert durch Kletterbögen und Turnstangen aus Stahlrohr. Die einfache Ausstattung entsprach nicht nur den Grundbedürfnissen der Kinder, sondern war auch kostengünstig, ein wichtiges Argument in einem kriegszerstörten Land.
Van Eyck bewirkte eine Metamorphose von „Raum“ in „Ort“ indem er auf die spezifische örtliche Situation einging: „the place is the realm of the inbetween“ (Der Ort entsteht aus dem Zwischenraum). Diese Metamophose gelang indem Gestaltungselemente wie Licht, Schatten, Nähe und Interaktionsmöglichkeiten mehr Beachtung erhielte als das Material an sich.
Für van Eyck sind Spielplätze noch mehr als Orte des kindlichen Spiels, sie sind eine „Injektion“, eine Neubelebung eines Stadtteils. Injektion meint, neue Möglichkeiten der Begegnung, der Bewegung, der Gedanken und der Ideen zu schaffen. Tatsächlich tummelten sich dort zahlreiche Kinder und erzeugen so mit minimaler Infrastruktur eine prickelnde Lebendigkeit mitten in der Stadt.
Gabriela Burkhalter
Quellen:
Aldo van Eyck: „Kind und Stadt“, in: Ledermann und Trachsel, Spielplatz und Gemeinschaftszentrum, pp.34-37, Hatje Cantz, 1959.
Aldo van Eyck, Writings (ed. by Vincent Ligtelijn and Francis Strauven), SUN, Amsterdam 2008
Francis Strauven: „Wasted pearls in the fabric of the city“, in: Aldo van Eyck – the playgrounds and the city. Liane Lefaivre, Ingeborg de Roode (Hrsg.), Stedelijk Museum Amsterdam, NAi Publishers Rotterdam, 2002.
Stanislaus von Moos: „Baukunst und „Infant Joy“ /Der Architekt Aldo van Eyck“, in: Neue Zürcher Zeitung, 31.10.1998, S. 65
archined: Playgrounds by Aldo van Eyck
Angepasst am: 17.1.2012; 23.2.2016; 16.12.2019
Aldo van Eyck, Zandbakken en Speeltgestellen, 1960
van Eyck playground Rapenburg, Amsterdam-Centrum, 1968
van Eyck, Mendes da Costahof, Geuzenveld, Amsterdam, 1957
van Eyck, Laurierstraat, Amsterdam-centrum, 1956
van Eyck, Zeedijk, Amsterdam-Centrum, 1955
van Eyck, Frederik Hendrikplantsoen, Amsterdam-Oudwest, 1948
Zaanhof, Amsterdam, 1948
Spielplatz in Baulücke, Amsterdam, Dijkstraat, 1948
van Eyck, Dijkstraat playground, Amsterdam-Centrum, 1954
Amsterdam, Jacob Thijsseplein, 1949
Amsterdam, Van Hogendorpplein (vorher)
Aldo van Eyck, Spielinsel Van Hogendorpplein, 1953
Van Boetzelaerstraat (vorher), Amsterdam, 1961
Aldo van Eyck, Spielinsel Van Boetzelaerstraat, 1961
Buskenblaserstraat (vorher), 1955, Amsterdam-Nieuwwest
Aldo van Eyck, Spielinsel Buskenblaserstraat, 1955