Die Idee des freien Spiels
Friedrich Fröbel (geb. im Thüringer Wald, 1782-1852), Pädagoge
1837 entstand auf Initiative von Friedrich Fröbel (1782-1852), ein Schüler Pestalozzis, der erste Kindergarten (in Blankenburg, Thüringen), wo er einer Schar von Kindern bunte Papierstreifen, Bauklötzchen und anderes in die Hand gab und sagte „Macht euch damit, was eure Seele am meisten wünscht, formt eure Wünsche und Gedanken zu Gegenständen um, spielt und werdet gute und verständige Menschen durch das Spiel„.
Im Garten hatte er allerlei seltsame Gegenstände aufgestellt, Walzen, Würfel, Kugeln, abstrakte, geometrische Formen, und forderte die Kinder zum Spiel auf. Dies kann als Prototyp des Spielplatzes bezeichnet werden.
1849 beobachten der Pädagoge Adolf Diesterweg und Berta von Marenholtz-Bülow, Hofdame des Königs von Preussen die Einrichtung und propagierten sie beim König.
1850 wird der Kindergarten Berlin-Pankow gegründet.
Johan Huizinga (geb. in Groningen, 1872-1945), Historiker
In homo ludens (1938) umschreibt Huizinga das Spiel in seinen verschiedensten kulturellen Ausprägungen. Er erkennt das Spiel als Element, grundlegende Substanz und formative Kraft der Kultur. Er zeigt seine Bedeutung in der Entstehung der Zivilisationen auf. (Filtner in Huizinga, p. 232). Er definiert das Spiel wie folgt:
– une action libre sentie comme fictive et située en dehors de la vie courante, capable néanmoins d’absorber totalement le joueur; – une action dénuée de tout intérêt matériel et de toute utilité;
– qui s’accomplit en un temps et dans un espace expréssement circonscrits, se déroule avec ordre selon des règles données et suscite dans la vie des relations de groupes s’entourant volontiers de mystère ou accentuant par le déguisement leur étrangeté vis-à-vis du monde habituel. (in Callois, p. 14)
siehe auch: Johan Huizinga (1872-1945): Homo ludens – Spiel als Ursprungsort von Kultur
Hugo Kükelhaus (geb. in Essen, 1900-1984); Schriftsteller, Künstler, Pädagoge
Kükelhaus entwarf eine Reihe von (Spiel)Geräten, die die Sinneswahrnehmung des Kindes und somit seine Lern- und Erinnerungsfähigkeit stimulieren. Die sog. „Organ-Pädagogik“ wurde 1967 auf der Expo von Montréal (als „naturkundliches Spielwerk“ im deutschen Pavillon von Frei Otto) und auf der Int. Schulausstellung in Dortmund der Öffentlichkeit vorgestellt. Er erforschte Gesetzmäßigkeiten der Natur und machte sie unmittelbar erfahrbar – mit dem Klangstein, dem Dendrophon, der Farbscheibe, der Doppelhelix, der Duftorgel, der Balancierscheibe oder dem Wasserstrudel.
Daraus ergibt sich konsequenterweise die Frage was der Fuss braucht, um Fuss zu werden – was allgemein gesprochen, das Bewegungssystem des Kindes braucht, um sich selbst zu realisieren. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass das Kind die Welt nur durch seine Bewegungen erfährt (S. 51)
…, das Bewegungsspiel des Kindes verlangt nach einer baulichen Umwelt, die diesen Bewegungsbedürfnissen Rechnung trägt – eine Welt, in der es Stufen und Treppen gibt, labyrinthisch angelegte Räume mit reliefartigen Böden. (S. 52)
…, dass sich das Kind – namentlich im Vorschulalter – seine Aussenwelt einverleibt, indem es sich die Gesetzmässigkeit seines eigenen Organismus und der ihm entgegenstehenden Welt im Spiel zur Erfahrung bringt. …, bedarf das Kind baukörperlich rhythmisierter Räume – das heisst Räume. die durch ihre Zustandsunterschiede eine dauernde Provokation der Bewegungs- und Sinnessysteme darstellen. Es bedarf einer räumlichen Welt, …, einer durch Niveauvorsprünge labyrinthisch geführten Welt, in der es in immer neue Räume des nicht voll verfügbaren, überraschungsbietenden, quasi Risikohaften eindringen kann. (S. 48)
Quellen:
Johan Huizinga: Homo ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel, rororo, 2001
Roger Caillois: Les jeux et les hommes (le masque et le vertige), Gallimard, 1958.
Hugo Kükelhaus: Organismus und Technik, Walter-Verlag, Olten, 1971.
letzte Änderung: 4.6.2012